Urtica dioica L., Brennnesselblätter geschnitten, kontrolliert biologischer Anbau

Geschichte:

Die scharfe Brennnessel kennt wohl fast jeder, und es gibt kaum einen Menschen, der nicht früher oder später die Bekanntschaft mit den brennenden Eigenschaften der Pflanze macht. Daher wird sie auch gerne gemieden, obwohl sie als wichtige Heilpflanze eigentlich einen Ehrenplatz in jedem Garten haben sollte. Diesen Ehrenplatz holt sie sich aber meistens schon selber, weil sie sehr ausdauernd und anspruchslos ist und fast überall wächst, wo man sie wachsen lässt.

Schon im Altertum wurde die Brennnessel ausführlich beschrieben und als Heilmittel genutzt. Die aus den Stängeln gewonnene Faser diente als Baumwollersatz. Heute relativ unbekannt sind die Wirkstoffe des Brennnesselsamens, obwohl sie schon in einem Kräuterbuch des 17. Jahrhundert hoch gelobt wurden. Später mischten Pferdehändler Brennnesselsamen unter das Futter und brachten so Feuer in die Muskeln und Glanz aufs Fell. Mischt man Brennnesselsamen unter das Hühnerfutter, legen diese mehr Eier, ebenso eignen sich Brennnesselsamen als Beigabe zu Vogelfutter. Gäbe es ein Buch über die Verwendung von Kräutern in der zeitgemäßen Ernährung, müsste der Brennnesselsamen an erster Stelle stehen, zumal unsere Vorfahren genau wussten, welche Kräfte in den kleinen Samen stecken. Ihnen waren die einzelnen Inhaltsstoffe natürlich noch nicht bekannt, dennoch befanden sie sich einst in jedem Liebestrank.

Pflanzenfamilie: Brennnesselgewächse = Urticaceae

Umgangssprachliche Namen:

Brennessel, Nettle (engl.), Donnernettel, Donnernessel, Dudelkolbe, Estekraut, Feuerkraut, Gichtrute, Große Neddeln, Grosse Nessel, Haarnessel, Hanfnessel, Nessel, Saunessel, Sengnessel, Senznessel, Tausendnessel, Tissel, Zingel.

Botanische Beschreibung:

Die Große Brennnessel ist eine 60- 150 cm hohe, ausdauernde Staude mit Brennhaaren an Sprossen und Laubblättern. Bei Berührung der frischen Pflanze brechen die kugelförmigen Spitzen der Brennhaare ab, so dass ihr Inhalt in die Haut freigesetzt wird und das typische Brennen auf der Haut und die Quaddelbildung bewirkt. Junge Blätter und Triebe besitzen noch keine Brennhaare, so dass sie als nährstoffreiches Gemüse oder Salat verzehrt werden können. Aus dem weitverzweigten, unterirdischen Wurzelstock treiben im Frühling aufrechte, unverzweigte, vierkantige Laubsprosse aus. Die gegenständigen, gestielten Laubblätter sind gezähnt, eiförmig, am Grund herzförmig und vorne lang zugespitzt. An der Basis haben sie jeweils zwei schmale Nebenblätter. Die rispenartigen Blütenstände mit den langstieligen Blüten stehen in den Blattachseln im oberen Teil der Sprosse und sind länger als die Blattstiele. Die Blüten besitzen jeweils 4 Blütenhüllblätter. Jede Heilpflanze hat entweder nur weibliche oder nur männliche Blüten. Die männlichen Blüten stehen steif ab, entwickeln nur kurze Seitenzweige und besitzen 4 Staubblätter und einen zurückgebildeten, unfruchtbaren Fruchtknoten. Die weiblichen Blüten hängen herab, bilden lange Seitenzweige und besitzen einen einfächrigen Fruchtknoten. Nach der hauptsächlich durch den Wind erfolgenden Bestäubung entwickelt sich daraus ein einsamiges Nüsschen. Die einjährige, nur 15- 45 cm hohe Kleine Brennnessel (fehlender Wurzelstock) wird nur bis zu 60 cm hoch. Sie bildet männliche und weibliche Blüten am selben Blütenstand aus. Sie wächst meistens in Gruppen und oft auf bearbeitetem Boden, der möglichst nahrhaft ist. Daher ist sie häufig ein Kulturfolger und begleitet die Menschen in ihre Dörfer und Städte. Die Pflanze bevorzugt nähstoffreiche Böden und kann sich rasch ausbreiten.

Angewandter Pflanzenteil: Verwendung finden Blätter, Wurzeln und Samen der Großen Brennnessel, Urtica dioica.

Wirkstoff/Sammelzeit: Blütezeit: Juni bis Oktober

Sammelzeit Kraut: März bis August,

Samen: Frühherbst

Brennnesselkraut, bestehend aus den während der Blüte gesammelten frischen oder getrockneten oberirdischen Teilen von Urtica dioica LINNÉ, Urtica urens LINNÉ und / oder deren Hybriden, sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung.

Inhaltsstoffe:

Brennnesselkraut enthält u.a. Nesselgift, Carotinoide, Flavonoide, Vitamine, Eisen, Histamin, Sekretin, Mineralien (Fe, Mg, Ca, Na, K, Si) darunter vor allem Kalzium- und Kaliumsalze sowie Kieselsäure. Brennhaare: Acetycholin, Ameisensäure, Histamin, Leukotriene, Serotonin. Wurzel: Beta-Sitosterin, Sterole, Lignane. Die Samen enthalten u. a. ungesättigte Fettsäuren, Beta-Sitosterol (Phytohormon), Linolsäure, Vitamin E.

Eigenschaften: 

Vor allem zur Frühjahrskur wirkt diese Heilpflanze Wunder, indem sie die Schlacken des Winters aus dem Körper ausspülen hilft. Man kann sie als Tee trinken, als- oder im Salat, in der Suppe und, wie Spinat essen. Gut gewürzt und zusammen mit anderen Heilkräutern schmeckt es wunderbar und gibt frische Kräfte. Als Tinktur kann man die Brennnessel äußerlich als Haarwasser zur Pflege der Kopfhaut gegen Haarausfall, bei fettigem Haar und Schuppen in die Kopfhaut einmassieren.

Brennnesselkraut oder Brennnesselblätter:

Innerlich und äußerlich zur Unterstützung einer Behandlung rheumatischer Beschwerden. Besonders mutige Rheumapatienten lassen sich mit der ganzen Pflanze schlagen, um die Reizwirkung des Brennnesselgiftes auszunutzen. Bei dieser Methode sollte man jedoch vorsichtig sein, weil es auch zu Überreaktionen auf das Brennnesselgift kommen kann. Außerdem macht sie sich getrocknet in Nieren-Blasen-Teemischungen sehr gut. Sie hilft auch gegen Rheumatismus und Gicht, weil sie die Giftstoffe aus dem Körper ausspült. Innerlich zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, auch zur Behandlung und Vorbeugung von Nierengriess. Dabei auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Die antirheumatische Wirkung wird auf Caffeoyläpfelsäure zurückgeführt, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzt.

Äußere Anwendung:

Tinktur/Spiritus (1:10) Fertigpräparate: Tagesdosis entsprechend 8 - 12 g Droge Besondere Hinweise: Keine Durchspülungstherapie bei Ödemen (Gewebewassersucht) infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit. Beim Durchspülen ist auf reichliche Flüssigkeitszufuhr zu achten. Bei Berührung einer frischen Brennnesselpflanze mit der Haut bildet sich sofort eine juckende Quaddel. Die Ernte des Krauts sollte deshalb mit Handschuhen erfolgen (Kontakturticaria).

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