Tee zählt zu den ältesten Kulturpflanzen auf der Welt. Über die Jahrtausende haben sich bei vielen Völkern unterschiedliche Methoden der Zubereitung und bestimmte Rituale gebildet, die sich nicht nur auf den Geschmack auswirken, sondern auch darüber hinaus eine hohe Bedeutung in der jeweiligen Kultur haben.

Wir möchten euch mit diesem Artikel einen Einblick in verschiedene Teezeremonien, sowie zu den weltweit unterschiedlichen Arten der Teezubereitung geben.

Teezubereitung in China

China zählt aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem Land, in dem die Teekultur ihren Ursprung nahm. Die Entdeckung geht auf eine Legende aus dem Jahr 2737 v. Chr. zurück, wo angeblich der Wind dem chinesischen Kaiser Shen Nung einige Teeblätter in eine Kanne mit heißem Wasser blies.

 

Zu den bekanntesten chinesischen Teezubereitungen zählt Gong Fu, was übersetzt so viel wie „Teezubereitung mit besonderer Sorgfalt“ bedeutet.

Für die Teezubereitung im Gong Fu-Stil benötigt ihr: Eine Teekanne oder alternativ ein Gaiwan (eine Deckelschale mit Untertasse), ein Dekantiergefäß um den Tee im Anschluss gleichmäßig auf die Schalen zu verteilen, ein Wasserkessel zum Erhitzen des Wassers, ein Teetablett (alternativ ein Teeschiff), ein Teetuch, Teeschalen, Teesieb und Teelöffel.

Zu Beginn wird die kleine Teekanne oder der Gaiwan, sowie die Teeschalen mit heißem Wasser übergossen. Im Anschluss wird die Kanne mit der jeweiligen Menge an Tee (ca. etwas über die Hälfte des Gefäßes) gefüllt, bevor heißes Wasser über die Blätter gegeben und sofort wieder abgegossen wird. Dieser Prozess wird im Gong Fu als das Waschen des Tees angesehen. Danach wird die Kanne erneut mit Wasser gefüllt, bevor nach einer kurzen Ziehzeit von nur 15 – 30 Sekunden der Aufguss direkt in die Tasse oder das Dekantiergefäß gefüllt wird.

Der fertige Tee wird im Gang Fu traditionell in drei Schritten genossen: Als Erstes wird Aroma und Farbe bewundert, bevor dann der Tee langsam mit drei Schlucken geschlürft wird. Schließlich wird am Boden der Tasse gerochen, um den Aroma-Rückstand aufzunehmen.

Der Tee kann danach noch mehrmals aufgegossen werden, wobei der zweite Aufguss als der aromatischste gilt.

 

Teezubereitung in Japan

In Japan wurde die Tee-Kultur erst relativ spät, etwa im 16. Jahrhundert, von den Chinesen übernommen. Dabei entwickelten die Japaner eine ganz eigene Teezeremonie, die nach heutigem Wissen auf buddhistische Mönche zurückzuführen ist.

Die bis zu vier Stunden andauernde Zeremonie wird in der Regel von einem Teemeister in einem speziell dafür vorgesehenem Teehaus vorgenommen. Zu Beginn steht hier immer eine Einladung, in der sich die Gäste meist im Garten vor dem Teehaus zusammenfinden und gemeinsam durch den Garten wandern. Der Zugang zum Teehäuschen ist meist sehr niedrig, sodass alle Beteiligten in einer gebückten und demütigen Haltung das Teehaus betreten müssen. Durch diese symbolische Selbsterniedrigung werden alle gesellschaftlichen Rangordnungen für die Zeit der Zeremonie aufgehoben. Nach einem leichten Imbiss, der alle Sinne anregen soll, werden die Gäste vom Teemeister für die eigentliche Zeremonie empfangen.

Schweigend bereitet der Teemeister zunächst den dicken Tee („Koi-cha“) zu, wobei alle verwendeten Utensilien mit einem Seidentuch gereinigt werden. Mit einem Bambuslöffel wird pulverisierter Grüntee in eine Teeschale gefüllt und im Anschluss mit heißem Wasser aufgegossen. Bevor die Schale einem Gast gereicht wird, wird der Tee mit dem Bambusbesen sämig geschlagen. Nach drei langsamen Schlückchen Tee wird der Rand der Schale mit einem Tuch gereinigt und an den nächsten Gast weitergereicht, bis alle Gäste getrunken haben.

Danach reinigt der Teemeister alle Utensilien und es werden Süßigkeiten gereicht. Daran schließt sich als Abschluss eine weitere Tee-Zeremonie mit leichtem Tee („Usu-cha“) an. Die nur spärlich erlaubte, von Höflichkeit und Rücksichtnahme geprägte Konversation darf ausschließlich den Tee zum Gegenstand haben.

 

Teezubereitung in England

Das britische Königreich ist auf der ganzen Welt als Volk von Tee-Trinkern bekannt. Neben dem „Morning Tea“, „Elevenses“ und dem „High Tea“ ist vor allem der „Five O’Clock Tea“ weit über die Grenzen des Königreiches bekannt. Dabei handelt es sich um einen Schwarztee, der mit Milch pünktlich um fünf Uhr getrunken wird. Bei den Briten zählen übrigens die beiden Schwarztees Ceylon und Assam zu den beliebtesten Sorten.

 

Die klassische Teezubereitung in England folgt einer klaren Abfolge:

Zunächst wird die Teekanne warm ausgespült und so leicht vorgewärmt. Im Anschluss werden die Teeblätter in die Kanne eingefüllt – und zwar ein Teelöffel pro Tasse. Nachdem Aufkochen des Wassers muss dieses noch einige Sekunden ruhen, bevor es dann direkt in die Kanne gegeben wird. Nach einer Ziehzeit von drei bis sechs Minuten (je nach gewünschter Stärke des Tees) wird der Tee abgesiebt und in die Tassen gefüllt. Viele belassen die Teeblätter für den nächsten Aufguss direkt in der Kanne. Es werden jedoch je Aufguss auch neue Teeblätter in die Kanne gegeben, sodass der Tee mit jedem Mal stärker und bitterer wird.

Neben der klaren Abfolge gibt es in England auch noch weitere feste Rituale, die während der Teatime unbedingt einzuhalten sind: Zunächst betrachten wir einmal das Geschirr. Tassen und Untertassen müssen aus Keramik oder Porzellan sein. Teekanne, Zuckerdose und Milchkännchen sind hingegen aus Silber. Beim Trinken wird die Tasse mit der Untertasse auf Höhe der Unterlippe gehoben und nur minimal beim Trinken gekippt. Der Tassenhenkel darf dabei nur mit Daumen und Zeigefinger berührt werden. Geräusche beim Umrühren werden als Verstoß gegen die guten Sitten gewertet. Einschenken darf im Übrigen nur der Gastgeber.

 

Zusätzlich gibt es noch eine weitere Besonderheit in England: Der Tee wird von den meisten Teetrinker trinken in England mit Milch getrunken. Dabei teilt sich auch diese Fraktion von Milch-Trinkern noch einmal in zwei Lager: „Mif“ („Milk in first“) und „Tif“ („Tea in first“).

Teezubereitung in Ostfriesland

Ostfriesland gilt als die deutsche Hochburg im Tee trinken. So verwundert es nicht, dass es auch hier klare Regeln für die Teezeremonie gibt. Während Urlauber und Gäste mit ihr ein ganz besonderes Geschmackserlebnis erleben, gilt sie für die Einheimischen vor allem als eine genussvolle Pause des Alltags.

Als Tee wird in Ostfriesland vor allem Ostfriesentee getrunken. Dabei handelt es sich um spezielle Mischungen, die teilweise aus bis zu 20 unterschiedlichen Teesorten, die vorzugsweise aus Java oder Ceylon stammen, gemischt werden. Der Tee muss, damit er die gewünschte Stärke bekommt, mindestens fünf Minuten gezogen haben. Bevor er aus der meist bauchigen Kanne in die charakteristischen mit weißblauem Dekor geschmückten Tassen gefüllt werden kann, wird auf den Boden jeder Tasse ein Stück Kandiszucker – ein „Kluntje“ – gelegt. Im Anschluss wird die Tasse vorsichtig mit Tee aufgefüllt, dass der Gipfel des Kluntje noch zu sehen ist. Als Nächstes wird mit einem speziellen Sahnelöffel – dem sogenannten „Rohmlepel“, dicke süße Sahne vorsichtig um den Kandis-Gipfel herum gehoben. Besonnen wird die Sahne dabei beobachtet, wie sie langsam absinkt und sich zur „Ostfriesischen Wolke“ ausbreitet. Wichtig: Der Tee wird nicht umgerührt, denn nur so kann der Teetrinker mit einer Tasse die drei Grundpfeiler des ostfriesischen Lebensgefühls nachschmecken: Tein-Bitter, kandis-süß und sahne-sanft. Übrigens: Das Motto der ostfriesischen Teezeremonie lautet: „Tee as Ölje, Rohm as’n Wulkje un Kluntje as’n Sliepsteen“, was hochdeutsch so viel bedeutet, wie: „Der Tee wie Öl, die Sahne wie ein Wölkchen und der Kandis wie ein Schleifstein.“

 

Der Löffel, der sich neben der Tasse befindet, dient in Ostfriesland nicht als Löffel, sondern einzig als Signalgeber. Solange der Teetrinker den Löffel nicht wortlos in seine Tasse legt, wird ihm immer wieder neue Tee nachgeschenkt. Dabei gilt das Friesenrecht, dabei wird erwartet, dass jeder Gast mindestens drei Tassen Tee trinkt.

Teezubereitung in Russland

In der russischen Teekultur kommt häufig ein sogenannter „Samowar“ zum Einsatz, der sich beispielsweise auch in der türkischen Teekultur wiederfindet. Dabei handelt es sich um einen mit Wasser gefüllten Kessel aus Bronze oder Kupfer, der traditionell mit Kohle oder Holz geheizt wird. Oben auf dem Samowar ist Platz für ein kleines Kännchen, in dem hoch konzentrierter Schwarztee gekocht wird. Teetrinker können sich, je nach eigener Vorliebe, etwas von dem Teekonzentrat in ihre Tasse oder Teeglas füllen und dieses dann mit dem heißen Wasser aus dem Samowar verdünnen.

 

In Russland trinkt man seinen Tee üblicherweise nicht mit Milch oder Sahne, dafür mit reichlich Zucker oder auch Marmelade. Letztere wird entweder direkt in den Tee gerührt oder genüsslich zum Tee gegessen.

Teezubereitung in Tibet

Ein Tee der etwas anderen Art findet sich in Tibet. Der sogenannte „Po cha“ ist ein Tee aus Yak-Butter, der aufgrund seines hohen Nähwertes so zum Alltag gehört, wie in Deutschland das Brot. Er wärmt, besitzt viele Kalorien und regt die Verdauung an. Aufgrund der extremen Klimaregion trinken tibetische Nomaden an einem einzigen Tag bis zu 40 Tassen des Nationalgetränkes.

Traditionell werden für die Zubereitung gepresste „Teeziegel“ verwendet. Diese werden zerstampft und das so gewonnene Teepulver in einen Wasserkessel gegeben, welcher stundenlang über dem Feuer köchelt. Das so entstehende Konzentrat geben die Tibeter in längliche Holzgefäße und verrühren es darin mit Yak-Butter und Salz.

Wer den Tee einmal probieren möchte, kann diesen auch ohne Yak-Butter zubereiten und genießen. Dazu benötigt ihr:

  • 200 ml Wasser
  • 1-2 Teelöffel schwarzer Tee, je nach gewünschter Stärke
    Hier eignet sich zum Beispiel Darjeeling
  • 1 Teelöffel Butter
  • ¼ Teelöffel Salz, vorzugsweise Himalaja-Salz

Für die Zubereitung einfach das Wasser in einem geeigneten Gefäß aufkochen. Den Tee hinzugeben und circa drei Minuten ziehen lassen. Im Anschluss die Butter in einen Mixer geben und den Tee sowie das Salz hinzufügen und alles zusammen gründlich mixen. Wer keinen Mixer zur Verfügung hat, kann auch einen Pürierstab verwenden. Der Tee muss sofort getrunken werden. Wer mag, kann noch ein paar Teelöffel Milch hinzugeben.

 

Teezubereitung in Marokko

In Marokko ist der traditionell zubereitete Minztee aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Vor allem nach dem Essen wird der aromatisch süße Tee getrunken.

Bei der traditionellen Zubereitung wird ein Esslöffel grüner Tee in ein marokkanisches Tee-Kännchen gegeben und mit wenig Wasser übergossen. Dieser Sud wird im Anschluss auf einer Gasflamme aufgekocht. Damit der fertige Minztee nicht zu bitter schmeckt, wird dieser erste Sud weggeschüttet. Als Nächstes wird ein Bündel frischer marokkanischer Minze zu den in der Kanne verbliebenen Teeblättern gegeben, das Kännchen bis zum Rand mit Wasser gefüllt und der Tee erneut aufgekocht. Am Schluss wird Zucker – meist etwa 150 Gramm pro 400 ml Wasser – direkt in das Kännchen gegeben. Sobald dieser sich aufgelöst hat, beginnt die Zeremonie des Einschenkens. Hier stellt der Gastgeber Teegläser kreisförmig auf ein silbernes Teetablett. Im Anschluss hebt er die Teekanne etwa 30 – 40 Zentimeter über die Gläser und befüllt diese zielsicher. Danach wird der Tee aus den Gläsern wieder in die Kanne geschüttet. Diesen Vorgang wiederholt er bis zu fünf Mal, wodurch am Ende eine Mischung aus aromatischem Tee und leckerem Zuckerschaum entsteht.

 

Wie ihr seht, gibt es eine ganze Menge an unterschiedlichen Zubereitungsarten und Ritualen. Wie trinkt ihre euren Tee am liebsten? Habt ihr bestimmte Sorten, die ihr am liebsten trinkt, mit Milch, mit Sahne oder doch am liebsten pur? Schreibt uns hier im Blog gerne einen Kommentar.